Bei seefelder.de suchen: |
|
Mit der Französischen Revolution sind die Bauern in Frankreich von den grundherrschaftlichen Lasten befreit worden. Ferner wurde die vollständige Gewerbefreiheit eingeführt und Privilegien und Sonderrechte abgeschafft. In Deutschland wurde - wie heute auf europäischer Ebene - die territoriale Zersplitterung entscheidend vermindert. Ferner wurde in Deutschland die ständische Zersplitterung zum großen Teil durch gleiche staatsbürgerliche Rechte und Pflichten für Jedermann abgelöst. Agrar- und Gewerbereformen wurden durchgeführt und auch Verwaltungs- und Bildungsreformen beschlossen.
1834 wurde der Deutsche Zollverein gegründet, was einen weiteren und ganz wesentlichen Schritt zu mehr Marktintegration bedeutete. Fast ganz Deutschland wurde dadurch ein einheitlicher Markt.
Auch außenwirtschaftlich stellte sich ein großer Aufschwung ein. Die Jahrzehnte nach 1815 waren von der britischen Vorherrschaft auf den Weltmeeren geprägt. Großbritannien konnte hierdurch die vorherrschende wirtschaftliche, politische und militärische Macht gewinnen. Denn die Seeschifffahrt führte zwangsläufig zur Herrschaft über die weltweiten Handelsströme. Das Transportwesen und die Verkehrsverbindungen wurden international verbessert. Hierdurch wurde auch der Transfer industrieller Technologie schneller; das Produktionsvolumen stieg international und neue landwirtschaftliche Gebiete und Rohstoffvorkommen wurden erschlossen.
Der Sterling, die britische Währung, wurde immer stärker und wurde zur internationalen Leitwährung. Er war vollständig durch Gold gesichert. "So gut wie Sterling" war damals ein beliebtes Redewort. 1866 wurde per Gesetz Gold zum einzigen Wertmaß im Britischen Empire erklärt. Die Goldförderungen in Australien, Kalifornien und Südafrika kamen vollständig in die Tresore der Bank von England, die nicht Staatsbank, sondern ein privates Unternehmen war. Großbritannien konnte damit der ganzen Welt Kredite einräumen und hierdurch weltweites Ansehen und weitere Macht und Kontrolle über das ausländische Bankenwesen gewinnen.
Dieses stetige Wirtschaftswachstum stieg dann noch ab den 1840er Jahren steil an. Die Produktivitätszuwächse in der Industrie waren gewaltig. Die Dampfmaschine ermöglichte die Umgestaltung der Produktionsprozesse und die Automation. Die Web- und Spinnmaschinen gewannen ungeheuerliche Kapazitäten. Eine einzige Lokomotive konnte so viele Güter transportieren, wie Hunderte von Packpferden und war zudem noch schneller.
Weltweit kam es zu einer globalen Verschiebung der Machtverhältnisse. Europa und die USA erlebten einen ungeheuerlichen Wirtschaftsaufschwung, so dass der Anteil an der weltwirtschaftlichen Produktion bei den übrigen Ländern stark zurückging. Vor allem China, Indien und Pakistan waren schwer betroffen. Der Anteil von China an der Welt-Industrieproduktion ging von 32,8 % in 1750 auf 6,2 % und der von Indien/Pakistan von 24,5 % in 1750 auf 1,7 % in 1900 zurück. Europa legte von einem Anteil von 23,2 % in 1750 auf 62,0 % in 1900 zu, wobei die Steigerung von Großbritannien von 1,9 % in 1750 auf 18,5 % in 1900 fast eine Verzehnfachung bedeutete. Dabei ist zu beachten, dass bis 1880 mehr als eine Verzehnfachung erreicht werden konnte und bis zum Jahre 1900 auf einen Anteil zurückging, der noch unter dem Anteil von 1860 lag.
Noch mehr legten die USA zu, die ihren Anteil an der Welt-Industrieproduktion wegen der Gründung der USA von niedrigstem Niveau von 0,1 % in 1750 bis 1900 um das mehr als Zweihundertfache auf 23,6 % erhöhten. Damit wurde die Weltwirtschaft im 19. Jahrhundert durch die Globalisierung fast vollständig westlich. In den siebziger Jahren rutschte die englische Wirtschaft in eine langanhaltende Depression, die bald auf Österreich und Deutschland übergriff. Österreich und Deutschland koppelten sich immer mehr vom britischen Modell ab und hatten damit einen langanhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung. Seit Anfang der siebziger Jahre verlor das Britische Empire an Macht und gab dieses an andere Industrienationen in Europa, allen voran an das Deutsche Reich ab.
Deutschland erlebte durch die erhebliche technische Entwicklung eine technische Revolution. Im Gegensatz hierzu legte die britische Industrie- und Finanzpolitik keinen besonderen Wert mehr auf den technologischen Fortschritt. In Deutschland entstanden zahlreiche technische Hochschulen und Lehranstalten zur Ausbildung qualifizierter Wissenschaftler und Ingenieure für die Industrie.