Kurzstürze an den internationalen Börsen wie etwa im Sommer/Herbst 1998 oder anlässlich der Finanzkrise 2008 lassen die Frage aufkommen, ob es zu einer Wiederkehr der Entwicklungen des Börsencrashs 1929 kommen kann. Deshalb soll hier auf den Börsencrash 1929 und seine Auswirkungen eingegangen werden.
Sieht man sich den Chart des Dow Jones Index in den Jahren 1920 bis 1932 an, so stieg in den Jahren 1920 bis 1926 der Dow Jones Index zwar ständig, aber immerhin in keinem unnatürlichen Maße. Erst in 1926/1927 kam es zu einer völligen Überhitzungsphase, die zwei bis drei Jahre anhielt und dann im Crash und einem jahrelangem Rückgang auf unter 15 % der Höchstwerte endete.
Was waren die fundamentalen Daten, die zum Absturz des Aktienmarktes 1929 führten und die Weltwirtschaftskrise einleiteten?
Der Anstieg der Aktienkurse vor allem seit 1926 war durch die hohe Produktivität der Unternehmen geprägt, insbesondere bewirkt durch den rasanten technischen Fortschritt. Das Aktienkursverhältnis lag sehr niedrig, und zwar im Durchschnitt nur bei etwa 24.
Die steilen Anstiege der Aktienkurse bewirkten in der breiten Bevölkerung, dass diese mit billigen Krediten Aktien kauften, um nach Abzug der Kurssteigerungen und Dividenden noch gute Renditen zu erzielen. Diese Käufe heizten die Kurssteigerungen um so mehr an.
Jedoch bewirkte die hohe Produktivität der Wirtschaft eine rasche Sättigung des Marktes. Es kam zu Überkapazitäten. Der Markt war jedoch zu unelastisch, um diese Überkapazitäten aufzufangen, denn ein Ausgleich der Überkapazitäten durch die Ausweitung der Märkte war durch Handelschranken, insbesondere Zölle, nicht möglich.
Auch in der Landwirtschaft bauten sich zunehmend Überkapazitäten auf. Künstliche Düngemittel hatten dafür gesorgt, dass die Ernten immer üppiger wurden. Da die Landwirtschaft zu dieser Zeit noch einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor aufwies, war der Rückgang der Ertragskraft dieser Branche besonders bedeutend.
Die zunehmend aufgebauten Überkapazitäten drückten immer mehr auf die Gewinne. Und da die Aktienkurse von den zukünftigen Gewinnen leben, fiel der wichtigste Motor weg, der die Aktienkurse bis dahin auf ungeahnte Höhen gebracht hat.
Die Aktienmärkte konnten sich 1929 oder 1930 nicht wieder erholten und versanken immer mehr und fast ins Bodenlose.
Die Renditen der Unternehmen kamen durch die starke Abkühlung der Wirtschaftsleistung noch weiter unter Druck. Die Abwärtsspirale beschleunigte den Verfall der Gewinne und der Gewinnerwartungen. Da im großen Maße zudem Aktienkäufe auf Kredit gekauft wurden, wurden die Aktien, die bei den Banken als Sicherheit hinterlegt waren, notverkauft, was den Aktienmarkt um so mehr mit Papieren überschwemmte.
Zinssenkungen und Steuerreduzierungen konnten die Abkühlung der Wirtschaft nicht bremsen. Die Nachfrage blieb aus. Und da zum damaligen Zeitpunkt ein starrer Goldstandard den Geldumlauf beherrschte bestand keine Möglichkeit, der Abkühlung der Wirtschaft durch die Erhöhung des Geldumlaufs entgegenzuwirken.