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Unternehmerschicksale im Sog des Zusammenbruchs der Bayerischen Raiffeisenzentralbank

Mitte der 80er Jahre erhielt ich mehrere Aufträge von Unternehmen, die im Sog des Zusammenbruchs der Bayerischen Raiffeisenzentralbank (BRZ) in die Insolvenz gezogen wurden oder Schäden abzuwehren hatten. Die BRZ finanzierte Bauträger. Hatten diese nicht das nötige Eigenkapital bewertete die BRZ die bei den einzelnen Baumaßnahmen zu erzielenden Gewinne als Eigenkapital des Bauträgers und übernahm die Finanzierung - bei vielen Bauträgern mit dreistelligen Millionenbeträgen. Damit wurde eine gigantische Spekulationsblase bei der BRZ von mehreren Milliarden DM aufgebaut, die platzte, als Anfang der 80er Jahre der Immobilienmarkt schwächer wurde und dann zurückging und die Gewinne sich nicht realisierten. Damit standen nahezu alle von ihr finanzierten Bauträger vor der Pleite.

Die BRZ brach zusammen und kündigte alle Kredite der von ihr finanzierten Bauträger, die damit reihenweise Konkursantrag stellten. Die BRZ wurde von der DG-Bank übernommen, die die Immobilien verwertete. Ich führte deswegen verschiedene Prozesse und vertrat Bauträger in den Zwangsversteigerungsverfahren.

Gegen einige der leitenden Bankmitarbeiter der BRZ und ihre Berater wurden Strafverfahren mit der Folge mehrjähriger Haftstrafen durchgeführt, weil sie in der Krise der Bank versuchten, ihre Kunden zu betrügen, indem sie Sicherheiten, auf die die Bank keinen Zugriff hatten, verwerten wollten. Einen solchen Fall hatte ich auch zu betreuen. In einem Fall vertrat ich eine über 80jährige Privatperson, die seinen nicht unerheblichen Immobilienbesitz mit einem Bauträger bebauen wollte und diesem bereits im Vorfeld Grundschulden in Millionenhöhe zur Finanzierung des geplanten Bauvorhabens einräumte. Die DG-Bank wollte diese Grundschulden aber für ihre Ansprüche gegen den Bauträger verwenden und führte das Versteigerungsverfahren durch. In einem umfangreichen Rechtsstreit konnte ich erreichen, dass die DG-Bank diese Grundschulden freizugeben hatte, weil sie keinen Anspruch darauf hatte.

Ich war mit dem gesamten Komplex mehr als acht Jahre befasst.

Anmerkung:
Der Fall zeigte auf, mit welcher Brutalität Banken gegen ihre Kunden vorzugehen, vor allem dann, wenn die Bank in Schwierigkeiten gerät. Selbst vor Straftaten schrecken Bankmitarbeiter dann nicht zurück. Seit dieser Zeit vergleiche ich eine Bank mit einem Raubtier. Solange das Raubtier satt ist, d.h. solange bei der Bank die Geschäfte gut laufen, ist es anschmiegsam, hat ein weiches Fell und weiche Pfoten und schnurrt wohlig vor sich hin. Wer sich in der Obhut des Raubtiers befindet, kann sich ob dieser angenehmen Atmosphäre selbst erfreuen. Wird das Raubtier, also die Bank, aber hungrig, entfaltet sich der Zerstörungs- und Vernichtungsmechanismus des Raubtiers, also der Bank, in vollem Umfange. Krallen und Zähne werden ausgefahren und die anderen Tiere ohne jegliche Gefühlsregung gerissen und getötet.

Günter Seefelder