Perspektivenwechsel: Der Blick auf die Menschen durch den Hund

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Tobi vom Radio Hundeleben

Guten Morgen, meine lieben Zuhörer,

ich hoffe, Ihr habt gut geschlafen. Liegt ihr noch im Hundekörbchen? Könnt ihr in Ruhe unserer Sendung zuhören? Nach den Nachrichten wird Euch Tobi aus Herrsching wieder eine kleine Geschichte zum Aufwachen aus dem Alltag eines Hundes erzählen. Radio Hundeleben wünscht Euch ein gutes Erwachen und einen schönen Hundetag.

….. Ein paar Minuten später nach den Nachrichten:

„Guten Morgen meine lieben Hündinnen und Hunde,

gestern bin ich wieder ausgebüxt. Immer im Haus zu sein ist ja Freiheitsberaubung. Was soll ich dort, etwa aufpassen? Auf was, auf wen und warum? Noch nie ist hier ein Einbrecher gekommen und ich als friedliebender Hund würde ihn auch nicht erschrecken, sondern eher freundlich begrüßen. Früher hatte ich hier auf die Kinder im Haus aufgepasst und mit ihnen gespielt. Aber die Kinder sind heute schon groß und erwachsen. Zumindest glauben sie, schon erwachsen zu sein. Der einzige, der hier erwachsen ist, bin ich mit meinen 13 Jahren. Ich langweile mich hier zu Tode!

Daniela, mein Frauchen, rief mir noch hinterher, offensichtlich mit der Anweisung, dass ich hierbleiben soll. Sie weiß aber mittlerweile, dass all das Geschreie keinen Sinn macht. Ich bin schwerhörig, wie sie meint. Ich stelle mich immer schwerhörig. Die Anweisungen sind ja ohnehin nur Quatsch – bleib hier, pass auf die Straße auf, geh weiter, bleib stehen, warte ….. und so fort. Das soll ein kluger Hund mal verstehen! Das einzige, worauf ich höre, ist, „Hier ist Dein Fressen!“ Aber ihr kennt das ja, das ist überall so.

Was wollen die Menschen eigentlich mit ihrer Hektik erreichen. Menschen sind wie Rennmäuse im Rad. Sie laufen immer irgendwelchen Zielen nach, ohne sie jemals zu erreichen. Sie sind getrieben vom Geldverdienen, Klamotten einkaufen, schnelle Autos fahren, gut Essen, Krimis anschauen und vielem mehr. Nie Gelassenheit, Ruhe und einfach mal den Tag genießen, rumstreunen, rumriechen oder einfach in der Sonne liegen, den Bauch wärmen und über Sokrates und Aristoteles nachdenken. Neidisch sind sie auf uns, weil wir so lange und ruhig vor dem Ofen liegen können!

Gestern ging ich zunächst zu meiner Freundin Alina oben am Berg, der schönen Golden Retriever-Dame. Bei der hatte ich das letzte Mal nächtens acht Stunden ausgeharrt. Alina wollte mich gerne sehen und wenn sie gekonnt hätte, würde sie sich jetzt auf ihren jungen Nachwuchs freuen. Ich war bereit, sie war bereit – aber ihr Frauchen war nicht bereit und verhinderte unsere Zusammenkunft. Warum eigentlich, was soll schon passieren? Wir würden ja nur kleine Welpen machen, über die sich alle freuen. Wie schafft Ihr das eigentlich – kleine Welpen zu machen? Ruft doch ab 11:00 Uhr nach den Nachrichten an und berichtet von Euren Erlebnissen!

Gestern war nicht der Tag, um Helden zu machen. Also ging ich weiter, um auf der Hundewiese die Tagesnachrichten zu riechen. Habt ihr schon gewusst, dass diese arrogante Bulldogge Oskar glaubt, die ganze Hundewiese für sich einnehmen zu können? Er hatte sie großräumig abgesteckt, als würde sie ihm alleine gehören. Ich hatte einiges zu tun, um all seine Markierungen zu entfernen, indem ich sie mit den meinen ersetzt habe.

Als ich so die aktuellen Nachrichten roch hörte ich plötzlich: „Harald, guck mal, da ist doch der Red River von der Daniela, er ist wieder alleine. Ihr Tobi ist wohl wieder von zu Hause ausgerissen. Wie passt sie eigentlich auf ihren Hund auf? Das könnte uns nicht passieren! Sollen wir ihn mitnehmen und zurückbringen?“, fragte sie ihren Mann. Kennt ihr das auch, dass nervige Menschen glauben, Hunde müssen beschützt werden, wenn sie alleine sind? Ja wir leben hier noch in einem Land der Unfreiheit. Und doof sind sie ja, die Menschen, und vor allem solche, die nichts anderes zu tun haben, als hier auf der Hundewiese rumzulaufen. Die riechen doch nichts! Was tun die hier? Nichts, jedenfalls nichts Vernünftiges. Zumindest war der Mann von der Nachbarin klüger, indem er zu seiner Frau sagte: „Der wird schon wieder nach Hause gehen. Er kennt sich ja hier aus.“

Ich sagte ja – doof sind sie, die Menschen…. Red River  …. So ein Quatsch – fast beleidigend. Das klingt wie Blue River. Die wissen ja gar nicht, dass meine Rasse vom Stamm der Retriever kommt und zwar edel vom Unterstamm der Golden Retriever. Wir holen zwar keine Goldbarren aus dem Teich, aber doch mal die eine oder andere Ente.

Stellt Euch vor, da hat mich doch das letzte Mal eine Pudeldame angerufen und gemeint, wie ich über die Menschen rede, sei nicht fein genug. So ein Blödsinn! Das kann auch nur einer Pudeldame einfallen, die soll doch lieber zum Wiener Opernball gehen, als Radio Hundeleben hören. Wir hier am Ammersee reden noch bayrisch. Herb, aber freundlich!

Zurück zur Hundewiese. Als ich so über die Menschen und mein Frauchen, die Monika nachdachte, schlug ich wieder den Heimweg an. Und stellt Euch vor, das ist der Hammer! Monika und ihr Freund haben mich schon mit dem Auto gesucht! Bei der Polizei waren sie auch schon. Verrückt, doof – so sind sie, die Menschen. Aber nett und lieb!

Ich wünsche Euch einen schönen Hundetag und jetzt hört ihr nach der Werbung die 8 Uhr-Nachrichten von Radio Hundeleben. Bis morgen, Euer Tobi.“